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Weltfestspiele der Jugend in Venezuela

7. – 15. August 2005

Für Frieden und Solidarität


Von 7. – 15. August 2005 werden in Venezuela die Weltfestspiele der Jugend und StudentInnen stattfinden unter dem Motto: Für Frieden und Solidarität – wir kämpfen gegen Imperialismus und Krieg! Die Weltfestspiele sind das größte Ereignis, das von der fortschrittlichen und demokratischen Jugend weltweit auf Einladung des Weltbundes der demokratischen Jugend (WBDJ) und der fortschrittlichen Jugend Venezuelas organisiert wird. Neben dem Erfahrungsaustausch mit Jugendlichen aus aller Welt wird es auch darum gehen, ein Zeichen für Frieden, Solidarität und Antifaschismus zu setzen und den fortschrittlichen Prozess in Venezuela zu unterstützen.


KAMPF UM INTERNATIONALE SOLIDARITÄT


Im Kampf um die Internationale Solidarität steht der Weltbund der Demokratischen Jugend (WBDJ) an vorderster Stelle. Der WBDJ wurde am 10. November 1945 aus den Erfahrungen des Kampfes der Jugend Europas gegen den Faschismus und der Notwendigkeit heraus, einen weltweiten Zusammenschluss zum Erfahrungsaustausch, zur Diskussion und zum gemeinsamen Kampf zu bilden, gegründet. Der WBDJ hat heute über 140 Mitgliedsorganisationen mit über 30 Millionen Mitgliedern. Im WBDJ sind und waren organisiert: Kommunistische und sozialistische Jugendorganisationen sowie Jugendorganisationen nationaler und antikolonialer Befreiungsbewegungen. Der Weltjugendrat traf schon 1945 den Beschluss zur Durchführung eines Weltjugendtreffens, das war die Geburtsstunde der Weltfestspielbewegung.

Im Sommer 1947 trafen sich Jugendliche aus 72 Ländern unter der Losung „Die Jugend hilft durch internationale Freundschaft und Wiederaufbau bei der Errichtung des Friedens“ im noch vom Krieg und deutscher Besatzung zerstörten Prag zu den ersten Weltfestspielen. Zum Programm gehörte auch ein Besuch in dem von deutschen Faschisten völlig zerstörten Dorf Lidice, dessen Einwohner in einer sog genannten Vergeltungsmaßnahme ermordet wurden. In Prag wurde auch zum ersten Mal das „Lied der Weltjugend“ gesungen. 1949 trafen sich Jugendliche zu den zweiten Weltfestspielen in Budapest. Das damalige Motto „Jugend vereinige Dich! Vorwärts für einen dauerhaften Frieden, Demokratie, die nationale Unabhängigkeit und eine bessere Zukunft der Völker“ hatte bis 1968 Bestand.

Zu den Weltfestspielen 1951 in Berlin, Hauptstadt der DDR, trafen sich über 200.000 Jugendliche, davon 30.000 aus der BRD, die allerdings illegal in die DDR einreisen mussten. Das Adenauerregime hatte den gesamten Vorbereitungsprozess kriminalisiert, das Vorbereitungskomitee und die FDJ verboten. Tausende mussten den Grenzübergang in die DDR unter abenteuerlichsten Bedingungen illegal organisieren, BRD-Polizeitruppen überfielen Jugendliche an der Grenze, einige Jugendliche ertranken nach stundenlanger Jagd in der Elbe, zahlreiche Teilnehmer konnten erst im siebten oder achten Anlauf die Grenze überwinden.

1953 stand im Mittelpunkt der vierten Weltfestspiele in Bukarest das Waffenstillstandsabkommen nach dem Krieg in Korea, das Festival 1955 in Warschau richtete sich gegen die Remilitarisierung Deutschlands, den Aufbau der Bundeswehr, der mit der Unterzeichnung der „Pariser Verträge“ begonnen wurde.

1957 Moskau, 1959 Wien waren die nächsten Stationen der Weltfestspiele. Zu den achten Weltfestspielen 1962 in Helsinki kamen zum ersten Mal offizielle Beobachter der UNO und UNESCO, die auch 1968 in Sofia und 1973 in Berlin anwesend waren.

In Sofia 1968 stand die Solidarität mit dem vietnamesischen Befreiungskampf gegen die USA-Imperialisten im Mittelpunkt, ebenso wie dann auf den zehnten Weltfestspielen in Berlin, die erstmals unter dem Motto „Für antiimperialistische Solidarität, Frieden und Freundschaft“ standen.

Die elften Weltfestspiele fanden das erste Mal außerhalb Europas in Cuba statt. Sieben Jahre später fand das Festival in Moskau statt und 1989 wurden in Pjöngjang, der Hauptstadt der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik, die 13. und vorerst letzten Weltfestspiele organisiert. Mit der Konterrevolution in den sozialistischen Staaten Europas, schien dann auch die Geschichte der Weltfestspielbewegung zu Ende zu sein.

Aber mit der Bereitschaft des sozialistischen Kuba zur Ausrichtung der 14. Weltfestspiele, genau 50 Jahre nach dem ersten Festival, wurde unter den neuen Bedingungen an die positive Tradition der Weltfestspielbewegung angeknüpft. Das 14. Festival der Jugend und Studenten der Welt fand vom 28. Juli bis 5. August 1997 in Havanna statt.

Im August 2001 fanden die 15. Weltfestspiele die unter dem Motto: „Gemeinsam weltweit kämpfen für Frieden, Solidarität, Entwicklung - gegen den Imperialismus!“ standen in Algerien statt. Das waren die ersten Weltfestspiele auf dem afrikanischen Kontinent. Jetzt werden die 16. Weltfestspiele vorbereitet. Diese werden im August 2005 in Caracas Venezuela stattfinden. Weltweit haben sich Vorbereitungskomitees gebildet, die dieses anspruchsvolle Ziel verwirklichen werden.

Thomas Knecht (DKP Hochtaunus)

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EINE ANDERE WELT IST MÖGLICH!
IN VENEZUELA WIRD SIE MÖGLICH GEMACHT.


Mitte August entschieden sich fast 60 Prozent der Venezuelanerinnen und Venzuelaner in einem Referendum gegen das Ziel der Opposition einer Amtsenthebung von Staatspräsident Hugo Chávez. Bei den jüngsten Regional- und Gemeindewahlen Ende Oktober demonstrierte die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler erneut ihre Zustimmung zur Politik von Chávez und der Regierungsparteien. Die rechtsgerichtete Opposition verlor bis auf zwei Bundesstaaten ihre Macht in sämtlichen Provinzregierungen. Ein starkes Zeichen für eine Politik, die begann Venezuela zu verändern, weil sie mit der bis dahin bestehenden Ordnung brach. Auf diese Weise wurden die Weichen für ein anderes Venezuela gestellt.

In den vergangenen 40 Jahren waren in Venezuela die jetzigen Oppositionsparteien an der Macht. Das jahrzehnte lange Zusammenspiel von Regierungskoalitionen aus sozialdemokratischer und christlich-sozialer Partei, Arbeitgeberverband, gelber Gewerkschaften und Militär sowie der Unterstützung aus dem US-dominierten Ausland ermöglichte es der Hochfinanz und der Mittelschicht des Landes, sich unbegrenzt am gesellschaftlichen Eigentum zu bereichern. Auf diese Weise verwandelten die wirtschaftlichen und politischen Eliten Venezuela in eine der korruptesten und inegalitärsten Gesellschaften der Welt. Dies führte dazu, dass im selben Land, das aufgrund seines Reichtums an Bodenschätzen der weltweit zweitgrößte Erdölexporteur ist, mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Armut lebte und ein Viertel der Menschen arbeitslos war. Mehr als 200.000 Kinder betteln gehen mussten, um zu überleben. Eine Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums auf die ärmeren Schichten lag nicht im Interesse der Mittel- und Oberschicht, denn sie befürchteten eine Schmälerung ihrer Profite. Widerstand gegen einen Präsidenten, der eine solche Umverteilung im politischen Programm hatte, verwundert daher nicht.

Eine der ersten Maßnahmen, die Chávez nach seiner Wahl anordnete, war die Reduktion des venezuelanischen Erdölfördervolumens. Aufgrund der stetigen Öffnung des staatlichen Erdölsektors für privates Kapital in den letzten zehn Jahren war dieses immer weiter angestiegen. Die Gewinne flossen direkt in die privaten Taschen einiger Weniger. Chávez begann die Gewinne der Erdölproduktion für soziale Maßnahmen zu verwenden, die den untersten Schichten zu gute kamen. Eine Entwicklung, die nicht im Sinne der Mittel- und Oberschicht lag. Als Hugo Chávez 1999 sein Amt als Präsident antrat, war sein deklariertes Ziel die soziale Ungleichheit, die die traditionelle politische Klasse forciert hatte, zu bekämpfen.

Dies war der Beginn zahlreicher staatlicher Programme: eine Million Menschen lernten Lesen und Schreiben, zahlreiche Gesundheitszentren wurden in den ärmsten Stadtvierteln errichtet. Im Jahr 2000 trat eine neue Verfassung in Kraft, die erstmals die Sicherstellung einer gerechten Reichtumsverteilung sowie den Schutz öffentlicher Güter vor Privatisierung festschrieb. Auf diese Weise wurde Chávez zur Symbolfigur einer Politik, die zugunsten derer umverteilte, die bisher nicht vom Reichtum des Landes profitierten und dafür unter Druck des in- und ausländischen Kapitals geriet.

Bei seinem Amtsantritt sprach Hugo Chávez von einer "friedlichen und demokratischen Revolution", vom "bolivarischen Prozess". In Venezuela ist ohne Zweifel ein Prozess im Gange, der die Armut des Landes bekämpft und durch gezielte Maßnahmen von Reich zu Arm umverteilt. Gleichzeitig wurde das Bewusstsein für die herrschenden sozialen Gegensätze geschärft und somit auch die Möglichkeit für die tatsächliche Umwälzung der sozialen Verhältnisse geschaffen. Die Auseinandersetzung mit all diesen Entwicklungen beschränkt sich in der österreichischen Linken zumeist auf die Figur und Aussagen von Hugo Chávez. Es fehlt an einer umfassenden Analyse und linken Einschätzung der Entwicklungen in Venezuela, die ohne Zweifel für die fortschrittlichen Kräfte weltweit von großer Bedeutung sind.

Derzeit beginnen die Vorbereitungen für die nächsten Weltfestspiele der Jugend und StudentInnen. Diese finden kommendes Jahr im August in Caracas, der Hauptstadt Venezuelas statt. Auch in Österreich beginnen die Vorbereitungen für die Teilnahme. Die Weltfestspiele bieten nicht nur die Möglichkeit, die demokratische Umgestaltung Venezuelas kennen zu lernen und sich mit tausenden gleich gesinnten Jugendlichen aus aller Welt Erfahrungen auszutauschen. Sondern gleichzeitig wird ein Zeichen gegen Imperialismus und Ausbeutung gesetzt und die Solidarität mit den fortschrittlichen Kräften innerhalb Venezuelas demonstriert. Dafür wird es notwendig sein die gegenwärtigen Veränderungsprozesse in Venezuela zu begreifen und deren Bedeutung für den Kampf für eine andere Welt einzuschätzen.

Sandra Stern
Präsidentin des österreichischen Vorbereitungskomitees

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